„Ich will ein Bewusstsein erzeugen“ - Interview

17.01.2020
Foto: Alexandra Warias

BEAUTY FORUM BUSINESS: Frau Remmert, warum haben Sie sich dazu entschieden, mit Ihrem Institut auf ein nachhaltiges Gesamtkonzept zu setzen?

Carolin Remmert: Ich hatte schon vor ein paar Jahren das Gefühl, etwas verändern zu wollen. Vor allem möchte ich mit meinem Konzept ein Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit und Plastikabfall erzeugen. Auch wenn das Thema Abfall allgegenwärtig ist, hatte ich immer den Eindruck, es tut sich nicht wirklich etwas. Vor allem, wenn man auf das Treiben in den Straßen der Städte blickt.

Trifft das Ihrer Meinung nach auch auf die Beauty-Branche zu?

Auch im Bereich der Kosmetik wird viel Einweg-Plastik oder Mikroplastik verwendet, zum Beispiel in Peelings. Unsere Haut wird auch durch die Umweltbelastung stark beeinflusst, ob wir wollen oder nicht. Meine Antwort auf dieses Problem ist, nachhaltig und bewusst zu konsumieren. Egal ob es sich dabei um Lebensmittel handelt oder den Konsum von Kosmetika. Alles hängt zusammen und genau dort setzt mein Konzept an.

Wie äußert sich die Nachhaltigkeit konkret in Ihrer Institutsführung?

Die Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch mein Institut. Das ist mir sehr wichtig. Es bringt ja nichts, wenn ich nachhaltige Produkte anbiete aber das Restliche nicht überdenke. Ich wollte von Anfang an ein einheitliches Konzept und habe alles hinterfragt: Von der Auswahl meiner Kosmetikprodukte über die recycelten Flyer bis hin zu meiner papierlosen Buchhaltung.

Können Sie uns ein paar Beispiele nennen?

Meine Wäsche wasche ich mit umweltfreundlichen Waschmitteln. In der Kabine arbeite ich nahezu papierlos und spare Verbrauchsmaterialien ein, wo ich kann. Durch spezielle Produkte ist der Einsatz von Wattepads und Kosmetiktüchern auf ein Minimum reduziert. Auf Q-Tips verzichte ich komplett. Ich arbeite also nicht nur nachhaltig, sondern auch mit wenig Abfall. Alle meine Produkte sind vegan, mikroplastikfrei und nachhaltig.

Worauf achten Sie darüber hinaus noch?

Ich kaufe alle meine Deko bei lokalen Anbietern und vermeide Bestellungen bei Amazon. Ich setze mich seit Jahren für den Tierschutz ein. Außerdem habe ich mich viel mit dem Thema Ernährung und Nachhaltigkeit beschäftigt. Ich bin der Meinung, dass die Nachhaltigkeit ein wichtiger Schritt ist, die Menschen dafür zu sensibilisieren, was eigentlich um sie herum geschieht.

In welchen Bereichen des Instituts lässt sich Nachhaltigkeit bisher nur schwer umsetzen und warum?

Die Umsetzung ist nicht schwer, wenn man sich erstmal mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Man sollte sich klarmachen, dass es noch nicht funktioniert, komplett abfallfrei zu arbeiten, und dass es auch Kosmetikfirmen gibt, die noch nicht so weit sind und ihre Produktformeln nicht auf den nachhaltigen Markt angepasst haben. Viele geben dies vor, betreiben jedoch nur Greenwashing. Da ist es als Fachkraft Ihre Aufgabe zu schauen, ob Sie hinters Licht geführt werden oder nicht. Es ist wie bei allen Dingen im Leben: Wenn man etwas wirklich will, dann schafft man das auch.

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WEB-TIPP:

Sie möchten mit Ihrem Institut noch mehr für den Klimaschutz tun? Weitere Impulse finden Sie im Artikel „Klimaschutz beginnt im Kleinen“ auf unserer Internetseite unter dem Webcode 150820. www.beauty-forum.com/business

Wo sollten Hersteller Ihrer Meinung noch nachbessern?

Was mich persönlich immer noch sehr ärgert, sind die Füllmaterialien in Paketen sowie die Verpackungen aus Kunststoff, da müssen die Hersteller noch viel nachholen.

Wie nehmen Ihre Kunden das Konzept an?

Ohne übertreiben zu wollen: Die Kunden lieben das Konzept! Viele haben keine Lust auf nullachtfünfzehn und suchen das Besondere. Es ist ein Konzept, wonach viele seit Jahren suchen, aber nichts finden. Die meisten versuchen, sich gut zu ernähren und treiben viel Sport. Da kommt die Frage auch sehr schnell auf, was sie sich eigentlich ins Gesicht schmieren. Ich denke, die Kunden hinterfragen heutzutage viel mehr als noch vor ein paar Jahren. Und die Menschen haben Lust auf etwas Neues und Modernes. Bei Instagram habe ich mittlerweile über 1.100 Follower und es werden jeden Tag mehr. Ich bin sehr dankbar und glücklich, dass sich die harte Arbeit der letzten Jahre gelohnt hat und ich mich mit diesem Traum selbstständig machen konn

Schon gewusst?

Allein in Deutschland werden laut dem Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik pro Jahr 922 Tonnen Mikroplastik in Kosmetika eingesetzt. Hinzu kommen jährlich weitere 23.700 Tonnen an gelösten, gel- oder wachsartigen Kunststoffen (Stand: 2018).



Woher kommt Ihr großes Interesse am Thema Nachhaltigkeit?

Ich beschäftige mich mit dem Thema Nachhaltigkeit seit etwa fünf Jahren. Zu dem Zeitpunkt wurde bei mir eine Autoimmunkrankheit festgestellt und ich begann, mich mit Ernährung und Phytomedizin auseinanderzusetzen. Ich bemerkte schnell, dass mein bewusster Konsum nur positive Seiten hatte. Meine Haut begann zu strahlen und mein ganzer Körper veränderte sich positiv.

Anfangs informierte ich mich über vegane Ernährung, später über tierversuchsfreie Kosmetik. Als gelernte Kosmetikerin kenne ich viele Inhaltsstoffe und kann diese lesen und verstehen. Diesen Vorteil konnte ich in erster Linie für mich und nun auch für mein Konzept sinnvoll nutzen und umsetzen.

Das Interview führte Christoph Schlittenhardt.

Carolin Remmert startete mit 18 ihre Ausbildung zur Fachkosmetikerin und hat sich auf den Bereich der Wellness-therapie und apparativen Kosmetik spezialisiert. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und der Tätigkeit in Marketing, Vertrieb und Key Account Management eines großen Kosmetik-herstellers hat sie sich 2019 mit ihrem eigenen Kosmetikinstitut selbstständig gemacht.

www.justcare-beauty.de

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