Sicher durch die Krisen

21.04.2023
Foto: YAKOBCHUK VIACHESLAV/shutterstock.com

Nach Lockdowns und unzähligen Einschränkungen haben sich viele Kosmetikstudios ­verkleinert oder ganz geschlossen. Jetzt, wo wieder alle Dienstleistungen ohne Einschränkungen ausgeübt werden dürfen, stehen die nächsten Krisen schon vor der Tür – Wirtschaftskrise und Energiekrise folgen der Corona-Krise auf dem Fuß. Lohnt es sich da überhaupt noch, sein Kosmetikgeschäft weiterzuführen oder sich gar wieder zu vergrößern?

Ja! Denn in jeder Krise steckt auch eine Chance, die nur darauf wartet, genutzt zu werden. Natürlich ist auch unsere Kosmetikbranche den extrem gestiegenen Energiekosten und Preiserhöhungen in allen Bereichen ausgesetzt. Gerade die Preise für unsere benötigten Hygieneartikel sind in die Höhe geschnellt, und auch unser Wareneinsatz bei den Behandlungen ist deutlich gestiegen, was wiederum für uns eine Preisanpassung bei unseren Dienstleistungen unumgänglich gemacht hat. Einige Studios mussten deshalb binnen kurzer Zeit wiederholt die Preise anpassen, andere haben gleich bei der ersten Preisanpassung großzügig erhöht, um weiterhin gewinnbringend zu arbeiten. Denn auch unsere eigenen Lebenshaltungskosten sind gestiegen und müssen gestemmt werden. Die Sorge, dass sich nun immer weniger Kunden den Luxus einer kosmetischen Dienstleistung gönnen oder sich schlichtweg nicht mehr leisten können, ist natürlich berechtigt. Dennoch ist die Stimmung in den Studios meist noch ganz gut, der Terminkalender gut gefüllt. Aber bleibt das auch so? Wenn Sie bestimmte Faktoren berücksichtigen, können Sie in der Kosmetikbranche durchaus sicher durch die Krise kommen und sogar durch sie profitieren.

Sicher durch die Krise

Gewusst wie! Überlassen Sie Ihren Erfolg nicht dem Zufall, sondern wappnen Sie Ihr Unternehmen für Krisenzeiten. Hier kommen ein wenig Psychologie, aber auch Erfahrungswerte vorangegangener Krisen zum Tragen.

Die lange Isolation durch Kontaktbeschränkungen und Lockdowns oder auch Homeoffice haben ihre Spuren hinterlassen. Wir Menschen sind soziale Wesen, die schon von jeher in Gruppen gelebt haben. Soziale Kontakte, Nähe und auch Berührungen braucht der Mensch ebenso wie die Luft zum Atmen.

Nach der langen Zeit der Isolationen wünschen sich die Menschen wieder Geselligkeit, Nähe, und auch das Berührtwerden wird teilweise noch bewusster wahrgenommen und auch genossen. Ebenso wurde das Erscheinungsbild – im Homeoffice oder versteckt hinter Masken – sehr oft vernachlässigt. Wozu Make-up auftragen, wenn es sowieso keiner sieht oder unter der Maske verschmiert?

Unsere Kunden zeigen wieder Gesicht und Haut

Jetzt darf sich wieder gezeigt werden, und auch unreine oder gereizte Haut durch das Tragen der Masken soll professionell behandelt und dadurch wieder ins Gleichgeweicht kommen.

Aber jetzt kommt ausgerechnet noch die Wirtschaftskrise daher und droht vielleicht uns den so dringend benötigten Aufschwung zu vermiesen.

Oder doch nicht?

Die Zukunft voraussagende Kristallkugel haben wir leider alle nicht, jedoch steht es in Wirtschaftskrisen sogar ganz gut um die Kosmetikbranche. Es gibt sogar einen Begriff für das Phänomen, den sogenannten „Lipstick Index“. Diese Bezeichnung kam zustande, da festgestellt wurde, dass in Krisenzeiten vermehrt Lippenstifte gekauft wurden. Dieses Phänomen mit erhöhten Verkäufen an Lippenstiften ist sicherlich in der Corona-Krise nicht zum Tragen gekommen, aber gemeint ist folgendes Prinzip:

In Krisenzeiten, vor allem in wirtschaftlichen, müssen sich die Menschen stärker auf Notwendigkeiten beschränken. Die Urlaube fallen kleiner oder ganz aus, große Anschaffungen werden hintangestellt, es wird hier und da gespart.

Und dennoch möchten sich unsere Kunden trotzdem etwas gönnen, um sich besser zu fühlen. Und was eignet sich da besser als ein Besuch im Kosmetikinstitut und sich in diesen harten, unvorhersehbaren Zeiten rundum verwöhnen zu lassen – sich eine Auszeit von den Alltagsproblemen zu gönnen und mit neuem Selbstwertgefühl das Kosmetikinstitut zu verlassen.

Machen Sie Ihr Institut zum Objekt der Begierde

So rosig und banal das vielleicht klingen mag, ist es leider trotzdem nicht. Vermutlich ist wohl keiner von uns der einzige Kosmetiksalon weit und breit, und Ihre Mitbewerber schlafen nicht. Zudem muss der Anreiz, sich gerade bei uns eine Behandlung oder Produkte zu gönnen und sein Geld dafür auszugeben, groß genug sein.

Das heißt, hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Gerade in Krisenzeiten wird verstärkt Wert auf eine hohe Qualität gelegt. Wenn Geld investiert wird, dann sehr bewusst und bedachter als sonst.

Das fängt bei einer hochwertigen Produktlinie an, die Wertigkeit verkörpert und unseren Kunden erschwinglichen Luxus ermöglicht. Denn auch in schlechten Zeiten wird nach einem Stück Glück, etwas Besonderem gesucht, um sich besser zu fühlen. Diesen Effekt sehen wir sehr deutlich bei Parfums.

Auch unbekannte Marken haben durchaus hochwertige Düfte im Programm, jedoch werden dennoch die teuren Designermarken gekauft, um auch ein Stück Exklusivität und Luxus für sich zu beanspruchen.

Natürlich sind dem Ganzen Grenzen gesetzt, und nicht jeder wird bei uns ein kleines Vermögen in Kosmetikprodukte investieren wollen oder können, aber trotzdem haben Sie bitte keine Scheu, Ihre hochpreisigeren Produkte anzubieten und entsprechend zu platzieren.

Willkommen im LUXUSTEMPEL

Schon beim Eintreten sollen unsere Kunden das Gefühl haben, sie leisten sich für ihr Geld etwas Besonderes und sind in froher Erwartung auf eine traumhafte Behandlung und eine Pause vom turbulenten Alltag. Geben Sie dem Kunden das Gefühl: „Hier investiere ich mein Geld gerne, hier bin ich richtig!“

Die Ausstattung und Einrichtung sollten daher geschmackvoll das Image des Kosmetikinstitutes wiedergeben und Professionalität ausstrahlen, ohne jedoch an Wohlfühlfaktor einzubüßen.

Exklusive Produkte sollten repräsentativ und ansprechend in Szene gesetzt werden, um den Wunsch nach einem Stückchen Exklusivität zu fördern. Bitte mit der Produktanzahl nicht geizen, denn nur zwei oder drei Produkte vom Luxusserum erzeugen ein Gefühl von Mangel. Ein reich bestückter Präsentationstisch lädt zum Kaufen ein und schenkt dem Kunden das angenehme, gute Gefühl von Fülle und Überfluss und setzt hier den Anreiz, sich selbst auch etwas Gutes zu gönnen.

Beim Spezialisten am besten aufgehoben

Auch Spezialisierungen tragen zur Kundengewinnung und zu Kaufentscheidungen bei, denn wo fühlt man sich besser aufgehoben als beim Spezialisten? Wer sich auf einen oder wenige Bereiche fokussiert, sammelt spezifische Fachkenntnisse und passt seine Ausstattung perfekt an einzelne Themen und das entsprechende Klientel an. Das spüren auch die Kunden und halten daher gerne Ausschau nach echten Experten für ihre Anliegen. Trauen Sie sich also ruhig, ungeliebte Leistungen in Ihrem Institut zu streichen und sich ganz auf Ihre speziellen Themen zu konzentrieren. Das spart noch dazu bares Geld, da weniger Geräte und Materialien bevorratet werden müssen.

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Zeigen Sie Ihre Einzigartigkeit!

Auch das Herausstellen von Alleinstellungsmerkmalen und besonderen Extras in Serviceleistungen macht sich besonders bezahlt. Stellen Sie sich die Fragen: „Was gibt es nur bei mir? Was kann ich dem Kunden bieten, das er beim Mitbewerber nicht bekommt?“ Hiermit können Sie Ihre Kunden und Interessenten überzeugen, sich für Sie zu entscheiden. Machen Sie sich daher Ihre Einzigartigkeit bewusst und bewerben Sie diese gezielt. Während Großkonzerne gerne vollmundige und oft überzogene Versprechen rausposaunen, sind wir kleineren Familienunternehmen gerne zu bescheiden und stellen unsere Kompetenz, Erfahrung und unsere Einzigartigkeit allzu oft in den Schatten. Dabei besinnen sich gerade in Krisenzeiten Kunden auf echte Werte und kaufen gezielt regional mit persönlichem Kontakt zum Geschäftsinhaber.

Seien Sie sich Ihrer Stärken bewusst und überzeugen Sie Ihre Kunden, warum sie ihr Geld gerade bei Ihnen ausgeben sollen. Mit einem gut ausgearbeiteten Konzept können auch Sie von Krisenzeiten profitieren und Ihr Geschäft gestärkt hindurchführen.

Foto: Irmi Heindl
Irmi Heindl

Die Kosmetikerin und Visagistin ist seit 2000 Inhaberin des Institutes „Kosmetik Schönzeit“ in Piesenkofen und ist spezialisiert auf die Gebiete Anti-Aging, Problemhaut und Figurbehandlung.

www.schoenzeit-kosmetik.de.

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