Vorsorgen fürs Alter

01.02.2023
Foto: Evgeny Atamanenko/shutterstock.com

Es mag Menschen geben, die das Alter ignorieren, die Natur tut es nicht. Wenn der Mensch ­älter wird, läuft eine Vielzahl an Prozessen im Körper ab. Nur ein kleiner Teil der Haut­alterung ist auf intrinsische Faktoren zurückzuführen, die kaum beeinflussbar sind. Ent­sprechend unterschiedlich ist die Qualität der Hautalterung je nach exogenen Einflüssen.

Das sogenannte Hautalterungsexposom besteht aus externen und internen Faktoren und deren Wechselwirkungen, die ein menschliches Individuum von der Empfängnis bis zum Tod beeinflussen. Es beschreibt außerdem die Reaktion des menschlichen Körpers auf diese Faktoren, die zu biologischen und klinischen Zeichen der Hautalterung führen.

Intrinsische Alterung

Die intrinsische – auch genetische oder chronologische – Alterung ist ein universeller Prozess, der in jedem Lebewesen spezies-, organ- und zellspezifisch abläuft. Die Folgen intrinsischer Alterung werden vor allem in lichtgeschützten Hautarealen (an den Innenseiten der Oberarme und der Gesäßregion) sichtbar. Sie betreffen aber die gesamte Haut. Dabei handelt es sich um einen Prozess, der über Jahre verläuft. Die beobachtbaren Veränderungen entstehen nicht akut, sondern entwickeln sich langsam.

Auf Zellebene zeigt sich dies in Form einer epidermalen Fehlbildung (Veränderung der Basalzellen, höhere Heterogenität, verminderte mitotische Aktivität, erhöhte Dauer des Zellzyklus).

Es kommt zu einer Verdünnung der Epidermis um 10 bis 50 Prozent. Auch in der Dermis kommt es zu einem Gewebeschwund der extrazellulären Matrix durch Degradation und eine verminderte Synthese von elastischen und kollagenen Fasern. Die Haut zeigt insgesamt Funktions- und Strukturbeeinträchtigungen.

Extrinsische Alterung

Diese Art von Hautalterung steht in direktem Zusammenhang mit einem Anstieg der Matrixmetalloproteinasen (MMP). Fibroblasten produzieren Kollagen, das einen Anteil von über 90 Prozent am Gesamtprotein der Haut hat, und Matrixmetalloproteinasen (MMPs), welche die Kollagenfibrillen in der extrazellulären Matrix auflösen beziehungsweise zerstören. Bereits nach UV-B-Bestrahlung lassen sich um ein Vielfaches erhöhte MMP-Konzentrationen feststellen. UV-Exposition führt zusätzlich auch zu einer deutlichen Reduktion der Neokollagenese.

Lichtgealterte Haut ist durch eine durch MMP-fragmentierte kollagene Matrix gekennzeichnet. Oxidativer, durch die UV-Strahlung ausgelöster Stress führt über die Aktivierung verschiedener Zelloberflächenrezeptoren zur Initiierung der Signalkaskaden, die in einen Abbau der extrazellulären Matrix sowie in einen Abbruch der Kollagensynthese münden.

Dies zeigt sich vor allem in einer Verdickung des Stratum corneum und in einer gestörten Balance zwischen Apoptose (programmierter Zelltod), Proliferation (Vermehrung/Wachstum), Differenzierung und Desquamation (Abschuppung) der Hautzellen. Auf Ebene des Stratum basale zeigt sich ein schlechterer Zusammenhalt der Basalzellen miteinander und mit der Basalmembran.

Auch eine Funktionsstörung der Melanozyten ist nachweisbar. Außerdem kommt es zu einer Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen, die für das sogenannte Entzündungsaltern verantwortlich sind. Auf klinischer Ebene sind die solare Elastose sowie Hyperpigmentierungen (Lentigines solares) charakteristisch für die exogene Hautalterung.

Der Stellenwert der Prävention

Mit Blick auf den Alterungsprozess kommt der Prävention eine besondere Bedeutung zu. Denn wie unsere Haut altert, liegt zu einem entscheidenden Teil nicht an der Genetik. Die Qualität der Hautalterung wird vorrangig durch exogene Einflüsse bestimmt. Circa 70 bis 80 Prozent der Hautalterung sind auf die UV-Strahlung zurückzuführen. Und genau hier ist eine Erkenntnis entscheidend: Vor allem die UV-Exposition der Haut in jungen Jahren ist entscheidend für die spätere Ausprägung des Alterungsprozesses. Leider sind diese Auswirkungen eben nicht direkt sichtbar. Die Notwendigkeit des Schutzes begründet sich also mit dem Blick in die Zukunft. Es ist sozusagen eine Investition in die Gesundheit der Haut von morgen.

Mit einem durchdachten Hautalterungspräventionsansatz lassen sich alle Zellstrukturen vor genau diesen exogenen Einflüssen schützen. Der parallel verlaufende intrinsische Alterungsprozess mit seinen Einflussfaktoren lässt sich hingegen nicht beeinflussen.

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Better-Aging-Behandlung im Institut

  • Erster Reinigungsschritt: Entfernen Sie mit einem hydrophilen Oleogel mit Glycerin das Make-up und überschüssigen Talg
  • Zweiter Reinigungsschritt: Reinigen Sie dann mit einem glycolsäurehaltigen Schaum: Er aktiviert die Haut, wirkt bereits keratolytisch und stärkt die Barriere
  • pH-Regulation: Sauer eingestellter Toner mit beruhigenden und hydratisierenden Inhaltsstoffen sorgt für einen gesunden Hydrolipidfilm
  • Retinol- oder AHA-Pee: Regt den Zell-Turnover an, wirkt keratolytisch, und bei wiederholter Anwendung werden auch das Kollagen- und Elastinnetz der Haut gestärkt
  • Zellschutzserum: Applikation eines Konzentrats mit zellschützenden, antioxidativen und antientzündlich wirkenden Inhaltsstoffen, zum Beispiel polyphenolreichen Pflanzenextrakten, Ectoin, Olivenblattextrakt oder Vitamin C
  • Intensiv hydratisierende Maske: Kollagen-Vliesmaske wirkt feuchtigkeitsspendend und beruhigend. Kleine Knitterfältchen werden geglättet
  • UV-schützender Abschluss: (Getönte) Tagespflege mit hohem Lichtschutzfaktor als Abschluss der Behandlung. Zellschützende Inhaltsstoffe wie Vitamin E oder grüner Tee bieten gleichzeitig antioxidatives Potenzial.
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Mit dem Alter statt gegen das Alter

Wer bei Hautpflege den Schritt der Vorsorge gehen möchte, fokussiert sich vor allem auf die Bereiche:

  • Schutz
  • UV-Schutz
  • Zellschutz
  • Regeneration
  • Hydratation

Täglicher UV-Schutz ist ein Muss, um dem Triggerfaktor Nr. 1 entgegenzuwirken. Denn es sind bekanntermaßen nicht die 14 Tage Sommerurlaub im Jahr, die die Haut altern lassen, sondern der Alltag ohne UV-schützende Maßnahmen. Die zweite Schutzebene bezieht sich direkt auf die Zellen und fokussiert antioxidativ wirkende Inhaltsstoffe. Der Wirkstoff Ectoin gilt als Hautschutzmolekül, das die interzelluläre Feuchtigkeit erhöht. Ectoin stabilisiert Zellmembranen, Enzyme und Nucleinsäuren und schützt Langerhans-Zellen bei UV-Belastung. Olivenblattextrakt und Vitamin E oder Vitamin C wirken als Membranschutz sowie als Schutz vor radikalbedingter Hemmung der Kollagen-Biosynthese. Sie verlängern die Lebensspanne von humanen Fibroblasten.

Auf der Ebene der Regeneration können Wirkstoffe wie Darutoside zu einer Anregung der Kollagen- und Elastinsynthese sowie zum Aufbau der dermalen Matrix führen.

Shizophyllan, ein Polysaccharid, verbessert die Kollagensynthese und fördert die Proliferation (Wachstum, Vermehrung) der Keratinozyten. Es fungiert gleichzeitig als Radikalfänger und Antioxidans und fördert eine signifikante Verbesserung der Hautbarrierefunktion.

Fruchtsäuren (Alpen-Hydroxysäuren) gelten als Standard, wenn es um die Förderung der Hautregeneration geht. Sie wirken keratolytisch, kollagenstimulierend und hautglättend. Hyaluronsäure ist ein Must-have-Wirkstoff in Bezug auf die Hydratation der Haut und wirkt gewebsregenerierend, kollagenstimulierend, entzündungshemmend und wundheilend. Der Inhaltsstoff bindet Feuchtigkeit und steigert die Kollagen- und Elastinbildung.

Quellenauszug

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Foto: Autorin
Anna Tersteeg

Die Autorin ist studierte Kosmetologin und staatlich geprüfte Kosmetologin und staatlich geprüfte Kosmetikerin. Sie ist seit 2014 bei Aesthetico (Medicos Kosmetik) tätig – zunächst als Produktmanagerin. Seit 2016 leitet sie den Bereich Seminare und Schulungen der Instuitutsmarke.

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